Single Shaming

ES GIBT NICHT WESENTLICH MEHR SINGLES ALS FRÜHER, AUCH WENN DIE STATISTIK DAS NAHELEGT. NUR MEHR VERWITWETE RENTNER. UND GEFÜHLT MEHR SCHMERZ DER JÜNGEREN ÜBER DAS ALLEINSEIN. IST DAS SINGLEDASEIN WIRKLICH SO SCHLIMM?

Wenn sich Renée Zellweger alias Bridget Jones in „Schokolade zum Frühstück“ erst ein Glas Wein in den Hals kippt und dann im Kinderpyjama „All By Myself“ verausdruckstanzt, könnte man als Single glatt heulen vor Selbstmitleid. Wenn es nicht so bescheuert aussähe. Über 30 und Single, da muss etwas gewaltig schiefgelaufen sein. Und die Aussichten für die Zukunft? Katastrophal. Singles sind auf Dauer lebensunfähig – und das nicht nur, wenn sie wie Bridget jedes Fettnäpfchen mitnehmen.

EINFACH ZU „DINGS“
Der Film mag inzwischen etwas veraltet sein, das dargestellte Problem ist es nicht. In einem gesellschaftlichen Umfeld, in dem jeder rausholt, was möglich ist, kann man sich schnell als Versager fühlen, wenn man die Sache mit der Liebe nicht auf die Reihe bekommt. Spätestens mit Mitte 30 sollte man bei dem strammen Pensum – Partnersuche, Heirat, Hausbau, Nachwuchsplanung – schon loslegen. Wo das so nicht klappt, kann es eigentlich nur daran liegen, dass jemand zu wählerisch, zu schüchtern, zu unattraktiv, zu … ist.

Was bei all diesen Erklärungsversuchen unterschwellig mitschwingt, ist die Annahme, man habe sein Liebesglück selbst in der Hand. Als müsse man nur hart genug an der eigenen Fehlerhaftigkeit arbeiten, um die eigene Unvollständigkeit in einer gelingenden Beziehung zu überwinden. Nach dem Motto: Du bist Single? Selbst schuld! Ständiges Nachfragen, ob denn da endlich was in Sicht sei, macht es nicht besser. Die Erfahrung der verbalen Ausgrenzung ist so universell, dass englischsprachige Blogs einen Begriff dafür erfunden haben – „Single Shaming“. Da läuft was gehörig falsch. Der Umgang mit den Singles in unserer Mitte kann nicht darin bestehen, Menschen zu vermitteln, mit ihnen stimme etwas nicht. Ganz davon abgesehen, dass man dabei Menschen nicht berücksichtigt, die freiwillig und bewusst ohne Partnerin oder Partner leben.

ALLEIN IST NICHT GUT
„Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei; ich will ihm eine Gehilfin machen, die um ihn sei“ (Genesis 2,18), lässt Gott den Menschen im ersten Buch der Bibel ausrichten. Er schafft Mann und Frau auf Gemeinschaft hin, damit sie einander nicht nur helfen, sondern ihr Leben in allen Bereichen miteinander teilen. Ein Aufruf zur monogamen Beziehung, schon klar. Andererseits wurde mit diesem Vers eine Menge Ausgrenzung betrieben, weil eine tiefere Wahrheitsdimension unerwähnt blieb – es steckt noch mehr drin. Gott macht deutlich, wie gut er unsere tiefsten Bedürfnisse kennt. Gemeinschaft mit anderen Menschen ist ein existenzielles Grundbedürfnis. Alleinsein ist „nicht gut“. Wir brauchen die Unterstützung, den Trost und den Rat anderer. Und es ist unsere Aufgabe, selbst für andere Unterstützer, Tröster und Ratgeber zu sein. Das schließt alle mit ein und darum gibt es auch – das sollte selbstverständlich sein – keinen qualitativen Unterschied zwischen Singles und Paaren, kein unvollständig vs. vollständig. Paulus, pragmatisch wie er in dieser Frage nun einmal war, benennt in seinem Brief an die Korinther den strategischen Vorteil, den Alleinstehende vor Verheirateten haben: Sie haben mehr Zeit und Energie übrig für das Reich Gottes, weil sie sich nicht um einen Partner sorgen müssen (1. Korinther 7,32-35). Damit haben sie schlichtweg mehr Ressourcen, die sie in ihre Beziehungen zu ihren Mitmenschen und zu ihrem Schöpfer investieren können. In die Sehnsucht nach Gemeinschaft ist auch Gott mit hineingenommen. Weil er uns über jedes Maß hinaus liebt, wünscht er sich, dass wir diese Liebe erwidern. Und weil dieser Aufruf, Gott und den Nächsten zu lieben und zugleich mit Blick auf die Ewigkeit zu leben, für alle gilt, kann Paulus in diesem Zusammenhang sagen: „Fortan sollen auch die, die Frauen haben, sein, als hätten sie keine“ (1. Korinther 7,29). Mit anderen Worten: Verheiratetsein ist gut, Singlesein aber auch, wenn es darum geht, im Hier und Heute zu leben und sich gleichzeitig von der Erwartung auf den Himmel und die Ewigkeit bei Gott bestimmen zu lassen. Die Bibel wertet Singles auf und formuliert einen kulturellen Gegenentwurf zu einer Gesellschaft, in der sich Frauen und Männer durch Ehe und Familiengründung die eigene Zukunft sichern mussten. Paulus verschiebt den Fokus auf das Leben nach dem Leben. Egal ob Single oder Ehepartner: Im Beziehungsstatus liegt nicht unsere einzige Hoffnung. Das Beste kommt noch.

SINGLEZEIT IST MEHR ALS NUR WARTEZEIT
Der zweite Perspektivwechsel, der helfen kann, betrifft die Gegenwart: Wer sein Singlesein nicht als Zwischenstatus betrachtet, den es so schnell wie möglich loszuwerden gilt, gewinnt. Mehr Lebenszeit und weniger Wartezeit, weil ein erfülltes Jetzt nicht vom „richtigen“ Beziehungsstatus abhängt. Ebensogut lässt sich diese Zeit als Phase verstehen, in der Jesus einen prägen kann, in der Pläne geschmiedet und Abenteuer erlebt werden und in der man zum Segen für andere leben kann. Das alles gilt auch für die Umgebung: Signalisieren die Freunde, dass es gut ist, wie es ist? Niemand hat das Recht, in dieser Frage zu drängeln – und sei es nur im Spaß. Und in der Gemeinde: Gibt es Sensibilität für die Bedürfnisse von Singles oder werden Familien und Paare – mal offen, mal indirekt – bevorzugt?Statt die emotionalen Gräben zu vertiefen, können Gemeinden hier sichtbar einen Unterschied machen. Wenn eine Gemeinde Menschen, die allein sind, auch Menschen, die anderswo am Rand stehen, mit hineinnimmt und ihnen ein Zuhause bietet, dann ist das auch ein Signal nach außen. Christen haben eben nicht nur die eigene Familie, sondern auch die „Gemeindefamilie“, in der Jesus einen prägen kann, in der Pläne geschmiedet und Abenteuer erlebt werden und in der man zum Segen für andere leben kann. Das alles gilt auch für die Umgebung: Signalisieren die Freunde, dass es gut ist, wie es ist? Niemand hat das Recht, in dieser Frage zu drängeln – und sei es nur im Spaß. Und in der Gemeinde: Gibt es Sensibilität für die Bedürfnisse von Singles oder werden Familien und Paare – mal offen, mal indirekt – bevorzugt?Statt die emotionalen Gräben zu vertie-fen, können Gemeinden hier sichtbar einen Unterschied machen. Wenn eine Gemeinde Menschen, die allein sind, auch Menschen, die anderswo am Rand stehen, mit hineinnimmt und ihnen ein Zuhause bietet, dann ist das auch ein Signal nach außen. Christen haben eben nicht nur die eigene Familie, sondern auch die „Gemeindefamilie“, in der Leben miteinander geteilt wird. Gerade Freundschaften zwischen Paaren und Alleinstehenden können eine echte Bereicherung sein und beide Seiten dazu herausfordern, die jeweils andere Lebensform realistisch zu betrachten. Ein Anfang könnte sein, als Familie Singles in der Gemeinde sonntags nach dem Gottesdienst zum Mittagessen einzuladen. Fortgeschrittene wagen sich an einen Urlaub, bei dem Familien, Paare und Singles als Freunde gemeinsam unterwegs sind.
Beides ist problematisch: sowohl unrealistisch hohe Erwartungen an eine Beziehung als auch die Vorstellung, dass das Ganze von vornherein zum Scheitern verurteilt ist. Gerade deswegen ist es gut, wenn Singles und Paare als Freunde im ehrlichen Austausch bleiben, wie großartig, aber auch herausfordernd eine Beziehung eigentlich ist.

PRIVILEGIEN GENIESSEN LERNEN
Der schmale Grat besteht darin, sich den Partner zu wünschen, ohne als Single die Vorzüge zu vergessen, die einem diese Lebensphase auch beschert. Es liegt leider in der Natur der Sache, dass ein Privileg gerade von denen nicht wahrgenommen wird, die in seinen Genuss kommen. So manch einer, der von jetzt auf gleich in eine Partnerschaft gestürzt ist, hat sehr bald die Unabhängigkeit vermisst, die er als Junggeselle genoss, ohne es zu wissen. Er hätte sicher eine passende Antwort auf die Frage, wie schlimm das mit dem Singlesein in Wirklichkeit ist.

https://www.dran-next.net/artikel/single-shaming/

DORO MANDLER lebt als Kopf-hoch-Single in Tübingen.

10 Angewohnheiten von Menschen in den glücklichsten Beziehungen

Glückliche Beziehungen entstehen nicht durch Zufall. Es braucht dafür zwei emotional gesunde, liebende Menschen,
die entschlossen sind, die bestmöglichen Partner zu sein.
Wir haben Beziehungsexperten gebeten, uns zu berichten, wie die glücklichsten Paare, mit denen sie bisher gearbeitet
haben, so glücklich bleiben und ihre Verbindung stetig stärken. Das sind ihre Antworten:
1. Sie geben ihren Partnern zur Begrüßung und zum Abschied einen Kuss.
„Das ist alles andere als eine bedeutungslose Angewohnheit. Diese Geste stellt sicher, dass eine Verbindung entsteht,
wenn auch nur für einen Moment, mindestens zweimal am Tag. Viele Menschen in unglücklichen Beziehungen sagen,
dass sie sich nicht mehr daran erinnern können, ab wann die Begrüßungs- und Abschiedsküsse nicht mehr existierten.
Es gab sie nicht mehr, einfach so. Wenn man sich die Mühe macht, seinem Partner in die Augen zu schauen und ihm
dann einen Kuss zu geben, dann zeigt das, dass der Beziehung eine gewisse Priorität eingeräumt wird, selbst an
stressigen Tagen.“ – Dr. Samantha Rodman, Psychologin und Beziehungscoach
2. Sie sind bei Komplimenten sehr großzügig.
„Jeder Mensch braucht Komplimente, besonders von den Partnern. Man kann gar nicht zu viele ehrliche Komplimente
geben, ganz gleich, ob man seit fünf oder 50 Jahren zusammen ist. Das können ganz einfache Dinge sein, wie zum
Beispiel: „Heute siehst du besonders toll aus!“ oder auch etwas wie „Ich war heute so stolz auf dich, als du deinem Sohn
so einen guten Rat gegeben hast!“ – Pepper Schwartz, Professorin für Soziologie und Sexologin
3. Sie sind nicht immer derselben Meinung, aber sie streiten fair.
„Wenn Partner immer derselben Meinung sind, dann sind sie entweder nicht ehrlich oder nicht menschlich.
Verschiedener Meinung zu sein ist kein typisches Problem einer Ehe – es ist ganz normal. Problematisch kann jedoch
die Art und Weise sein, wie Menschen in Beziehungen mit ihren Meinungsverschiedenheiten umgehen.
Streitigkeiten sind Möglichkeiten, die Kommunikationsfähigkeit und das Schlichten zu trainieren und aufzubauen. Man
muss die Meinungsverschiedenheiten genau betrachten und darauf achten, welche schlechten Angewohnheiten die
Partner haben, wenn sie nicht einer Meinung sind.
Fallen sie sich ins Wort? Werden sie wütend? Brüllen sie? Fluchen sie? Gehen sie einfach weg? Jeder Partner sollte eine
Liste mit seinen schlechten Angewohnheiten zusammenstellen und zukünftige Meinungsverschiedenheiten dazu nutzen,
diese Angewohnheiten zu vermeiden, anders zu reagieren und besser zu kommunizieren.“ – Kurt Smith, Therapeut, der
sich auf die Beratung von Männern spezialisiert hat
4. Sie konzentrieren sich auf die Dinge, die sie an ihrer Beziehung mögen und nicht darauf, was ihnen nicht
gefällt.
„Dieser positive Blickwinkel ist ein Trend bei besonders glücklichen Paaren, das zeigt die jahrzehntelange Forschung
des Gottman Institutes. Es bringt Wärme, Freundschaft und das Gefühl, vom Partner ehrlich gemocht zu werden.
Es bedeutet nicht, dass alle Prinzipien über Bord geworfen werden, aber selbst wenn diese Paare auf Probleme stoßen,
begegnen sie ihnen mit Humor und bemühen sich, einen Kompromiss zu finden, mit dem sie ihrem Partner auch
weiterhin mit viel Achtung begegnen können.“ – Kari Carroll, Paartherapeutin
5. Hin und wieder tauschen sie auch in der Öffentlichkeit Zärtlichkeiten aus.
„Die Kinder finden es ekelhaft, aber es funktioniert. Die glücklichsten Paare haben keine Angst vor öffentlichen
Liebesbekundungen. Also nur zu, haltet Händchen beim gemeinsamen Stadtbummel und kuschelt euch im Kino
aneinander, auch wenn andere Freunde dabei sind. Diese kleinen Gesten können den großen Unterschied ausmachen.“ –
Aaron Anderson, Ehe- und Familientherapeut
6. Sie erwarten nicht, dass der Partner Gedanken lesen kann.
„Die glücklichsten Paare, denen wir begegnen, sagen in ihren Beziehungen, was sie sich wünschen und brauchen und
sie hören einander zu. Darauf zu pochen und zu erwarten, dass jemand anders immer genau weiß, was man sich
wünscht und braucht, ist der direkte Weg in die Katastrophe.
Die glücklichsten Paare sprechen gerne über ihre Bedürfnisse und schätzen dabei auch unterschiedliche Wünsche. Sie
erwarten nicht, dass der „Seelenverwandte“ auch ohne Worte versteht, was man sich wünscht und verstehen, wenn seine
oder ihre Bedürfnisse ganz anders gelagert sind.“ – Dr. Danielle Harel, Sexual- und Beziehungscoach
7. Sie nehmen sich die Zeit, ihre Beziehung immer wieder neu zu beleben und machen das zu einer Priorität.
„Sie verstehen, dass in langjährigen Beziehungen der Sex und gegenseitige Zuneigung nicht einfach so geschehen.
Paare müssen Engagement zeigen und ihre Verbindung zueinander immer wieder stärken. Zu Beginn einer Beziehung
können Paare oft die Hände gar nicht voneinander lassen. Später dann können sie ihre Hände kaum von ihrem Handy
oder dem Computer lassen.
Paare, die die gemeinsame Zeit zu einer obersten Priorität machen, gegenseitige Zuneigung zeigen und mit sowie um
den Sex herum immer mehr wachsen, führen die glücklichsten Beziehungen.“ – Celeste Hirschman, Sexual- und
Beziehungscoach
8. Sie lachen zusammen – oft.
„In einer Beziehung geschieht es sehr schnell, dass man sich nur noch über die alltäglichen Dinge unterhält und lustige
Anekdoten eher mit guten Freunden oder Arbeitskollegen teilt. Wenn Paare nicht mehr miteinander lachen, dann läuft
die Beziehung Gefahr, jeden Geist und alle Freude zu verlieren.“ – Dr. Samantha Rodman
9. Sie sprechen über ihre Finanzen.
„Über das Geld zu streiten, ist einer der Hauptgründe für eine Scheidung. Leider vermeiden es viele Paare, über Geld zu
sprechen, bis sie finanzielle Probleme haben, die so groß sind, dass man sie nicht länger verdrängen kann. Über Geld zu
sprechen, bevor es zu einem großen Problem wird, ist eines der besten und wirkungsvollsten Rezepte für eine lange und
glückliche Ehe.“– Kurt Smith
10. Im Zweifel für den Partner.
„Wenn Menschen in Beziehungen Probleme haben, dann erscheint es nicht selten so, als würde der Partner in einer
völlig anderen Mannschaft spielen. Führt euch vor Augen, dass ihr im selben Team seid und dass euch etwas aneinander
liegt. Dem Partner den Vertrauensbonus zu geben, ist eine große Stärke in einer glücklichen Beziehung.“ – Dr. Marie
Land, Psychologin

Dieser Artikel erschien ursprünglich bei der Huffington Post USA und wurde von Cornelia Lüttmann aus dem
Englischen übersetzt.

https://www.huffingtonpost.de/2016/12/21/glueckliche-beziehungen-angewohnheiten_n_13764998.html